Im Jahre 1998 gründeten etwa dreißig Frauen aus der Gemeinde Baborigame im Süden der Sierra Tarahumara die Kooperative Mujeres Indígenas Tarahumaras y Tepehuanas A.C. (MITYTAC). Der Name bringt zum Ausdruck, dass sich hier Frauen aus zwei verschiedenen indigenen Völkern,

den Tarahumara und des Tepehuanes, zusammengeschlossen haben, um sich gemeinsam eine neue Existenzgrundlage zu schaffen. Bis dahin waren sie zumeist auf sich allein gestellt gewesen – nicht wenige von ihnen sind Witwen, die ihre Männer bei Gewaltakten der Drogenmafia verloren haben – und hatten sich und ihre Familien mit den Erträgen ihrer Gärten und Felder, als schlecht bezahlte Dienstbotinnen in den Haushalten der Mestizen oder als Helferinnen auf den Drogenfeldern in den Schluchten der Sierra Tarahumara durchgebracht. In der Kooperative stellten sie zunächst Produkte aus handgeschöpftem  Papier her, dann gingen sie dazu über, Obst und Gemüse einzukochen und auf dem lokalen Markt zu verkaufen.

Fand die Gründungsversammlung noch unter einem Baum statt, so nennt die Kooperative mittlerweile ein eigenes Versammlungshaus ihr Eigen. Waren die Frauen anfangs fast durchweg Analphabetinnen, so haben sie inzwischen alle Lesen und Schreiben gelernt und verwalten ihre Kooperative ohne Unterstützung von außen. Mit dem Projekt tragen sie nicht nur zum Familieneinkommen bei, sonder werten auch ihre eigene Stellung in der Familie und der Gemeinde auf und entwickeln ein neues Selbstverständnis und Selbstbewusstsein.

 

EllenSchriek@korima.de
Hans-WalterSchmuhl@uni-bielefeld.de